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    10.03.2025

    Buchrezension: Denkmalpflege

    „Eisenbahndenkmalpflege – Préservation du patrimoine ferroviaire – Railway Heritage Preservation"

    Wie lassen sich technische Funktionalität und gestalterisches Erbe vereinen? Welche Werte liegen in den Hoch- und Kunstbauten des Bahnverkehrs verborgen – und wie lassen sich diese bewahren, während das System Bahn sich ständig wandelt? Der neu erschienene, dreisprachige Sammelband „Eisenbahndenkmalpflege – Préservation du patrimoine ferroviaire – Railway Heritage Preservation“, herausgegeben von der SBB Fachstelle Denkmalpflege und dem Lehrstuhl für Konstruktionserbe und Denkmalpflege der ETH Zürich, gibt auf diese Fragen vielfältige und internationale Antworten.

    Der umfangreiche Band mit rund 460 Seiten und 58 Beiträgen dokumentiert die gleichnamige internationale Fachtagung vom Juni 2022, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens der SBB-Fachstelle in Zürich durchgeführt wurde – in Kooperation mit dem Bundesamt für Kultur und ICOMOS Suisse. Anlass war nicht nur dieses Jubiläum, sondern auch der Meilenstein „175 Jahre Schweizer Bahnen“ sowie das Jahr der Schiene 2021.

    Ziel war keine Lösungsfindung, sondern eine Auslegeordnung zu aktuellen Fragen: Wie lässt sich der Denkmalwert bahntechnischer Bauten bewahren, wenn gleichzeitig ein hoher Veränderungsdruck durch Sicherheitsnormen, Betriebserfordernisse und gesellschaftliche Erwartungen herrscht? Der Tagungsband zeigt, wie groß das Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Erneuerung tatsächlich ist.

    Silke Langenberg (ETH) und Reto Bieli (SBB) formulieren im Vorwort treffend: „Der gesetzliche Auftrag der Denkmalpflege scheint im Widerspruch zur systemimmanenten Veränderung der Bahn zu stehen.“

    Die Beiträge gruppieren sich um Themen wie Inventarisation, Denkmalpraxis und Welterbe. Besonders eindrucksvoll sind die Einblicke in Projekte der Rhätischen Bahn, der Gornergratbahn oder zur Semmeringbahn. Dabei zeigt sich: Denkmalpflege bedeutet nicht nur Bewahren, sondern auch sensibel und verantwortungsvoll Gestalten.

    Ein Beispiel: Die RhB steht vor einem Dilemma – Sicherheitsvorgaben fordern Tunnelportalerneuerungen, während denkmalpflegerisch deren Erhalt erwartet wird. Der Beitrag von Christian Florin zur Rhätischen Bahn verweist denn auch auf einen zentralen Zielkonflikt, der für viele historische Bahnen weltweit sinnbildlich ist: „Es wird von der RhB erwartet, dass möglichst viele Tunnelportale in der heutigen Form erhalten bleiben. Das steht im Widerspruch zu den gesetzlichen Sicherheitsanforderungen bei umfassenden Erneuerungsmaßnahmen. […] Ohne Lösung hat die RhB zurzeit keine Erlaubnis, weitere dringende Tunnelerneuerungen umzusetzen.“

    Dieses Buch ist entsprechend mehr als eine Tagungsdokumentation – es ist ein Spiegelbild der komplexen Wirklichkeit zwischen Ingenieurbaukunst, Betriebsalltag und Kulturerbe.