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Samstag 25.05.2019

10:00 bis 18:00 Uhr

Exkursion

Brückendorf Stalden (VS)

Die Exkursion führt uns nach Stalden und seinen Brücken aus verschiedenen Epochen. Dort vereinen sich das Saas- und Nikolaital zum Vispertal. Die Wasserläufe haben eine spektakuläre Landschaft geformt mit tiefen Gräben, die schon seit jeher den Bau von Brücken erforderlich machten. Wegen der grossen Anzahl von Brücken auf engstem Raum wird Stalden auch «Brückendorf» genannt. Wir werden diese 450 Jahre Brückengeschichte erwandern und dabei Aspekte der Brückenbautechnik, Brückenästhetik und –kultur und der Zukunft unserer Verkehrsinfrastruktur diskutieren. Dabei soll auch die Aufgabe und Verantwortung der Bauingenieure thematisiert werden.

  • Treffpunkt: Bahnhof Stalden-Saas

  • Kosten: für Mitglieder CHF 50.- und für Gäste CHF 70.-

  • Unsere Exkursion begann am Bahnhof Stalden-Saas, von wo aus uns Prof. Eugen Brühwiler durch das eindrückliche Brückendorf führte. Wegen der grossen Anzahl von Brücken auf engstem Raum wird Stalden so genannt. Ziel war es, 450 Jahre Brückengeschichte zu erwandern und dabei Aspekte der Brückenbautechnik, Brückenästhetik und Brückenkultur zu analysieren und zu diskutieren. Ebenso Brücken über Jahrhunderte als wesentlichen Teil der Verkehrsinfrastruktur zu erkennen.

    Von der ältesten Chi-Brigga direkt zur jüngsten Chinegga und dann weiter zur Illas-, Merju- und Milibach-Brigga.

    Der Vormittag war geprägt von der eindrücklichen Topografie direkt in und um Stalden. Hier vereinen sich das Saas- und das Nikolaital zum Vispertal. Die Wasserläufe haben eine spektakuläre Landschaft mit tiefen Gräben geformt, die schon seit jeher den Bau von Brücken erforderlich machten. Aus ihnen ist der über Jahrhunderte weiterentwickelte Brückenbau zu erkennen – Spannweiten vergrössern sich, die Lage löst sich immer mehr von den topografischen Begebenheiten und die Konstruktionen zeigen eine stetig moderner werdende Materialisierung auf.

    Die älteste heute noch erhaltene Brücke ist die Chi-Brücke über die Mattervispa. Sie wurde 1545 fertiggestellt und ist ein Werk des Baumeisters Ulrich Ruffiner. Zusammen mit der Riti-Brücke ist sie hier die älteste Brücke in Natursteinbauweise. Chi- und Riti-Brücke wurden von 2005 bis 2008 restauriert.

    Die jüngste Brücke im Raum befindet sich noch im Bau – die Chinegga-Brücke. Der zunehmende Strassenverkehr Richtung Zermatt und Saas-Fee belastete die Dorfbewohner von Stalden. Eine Umfahrungsstrasse drängte sich auf. Die Chinegga-Brücke bildet das Herzstück der Strasse. Die Spannbetonkonstruktion wurde von der Ingenieurgemeinschaft SRP-PRA-BG zusammen mit dem Architekten Edi Imhof entworfen. Die Formgebung der Brücke zeigt auf, wie sich der Verkehr beschleunigt hat – bis 2022/23 soll die geschwungene Umfahrungsstrasse eröffnet werden. Die neue Chinegga-Brücke wird bereits bis Ende 2019 fertiggestellt sein und dann vorerst als Zufahrt für den Bau der weiteren Bauten der Umfahrungsstrasse dienen.

    Sobald die Brücke definitiv in Betrieb geht, wird sie die vom Lausanner Ingenieur Alexandre Sarrasin (1895 - 1976) entworfene Illas-Brücke entlasten. Eine Bogenbrücke – auch als Killerhofbrücke bekannt – von 1959 mit einer Spannweite von rund 100 m. Man liess sie wegen des damals schon anwachsenden Verkehrs bauen. Aber vor allem auch, weil man für den Bau des Mattmarkstaudamms eine moderne und belastbare Überquerung der Vispaschlucht für Lastzüge von bis zu 50 t benötigte. DIe Merjenbrücke von 1930 war dafür zu schmal und zu wenig belastbar.

    Die Merjenbrücke wurde von der Firma Losinger & Co. aus Bern und vom Unternehmer Benvenuti aus Vernayaz gebaut. Die Pläne stammen ebenfalls von Alexandre Sarrasin. Er hat sie zusammen mit Architekten Michel Pollak entworfen. Die Baustelle stand unter Aufsicht des kantonalen Kulturingenieurs Hermann Müller. Die Eisenbetonkonstruktion mit einer Bogenspannweite von 66 m diente ursprünglich als Strassenbrücke zur Erschliessung der Orte Saas-Fee und Zermatt. Heute ist sie eine Fussgängerbrücke und dient kleinräumigeren Zwecken.

    Eine dritte Brücke von Alexandre Sarrasin im Raum Stalden ist die Mühlebach-Brücke. Diese führt über den Törbelbach, ist eine schlanke, hervorragend gestaltete Sprengwerkkonstruktion aus Stahlbeton und dient der Matterhorn-Gotthard-Bahn als Bahnbrücke. Die meisten für die 1891 eröffnete Bahnstrecke von Visp nach Zermatt gebauten 14 Brücken wurden aus Kosten- und Termingründen aus Stahl gebaut. Auch die Vorgängerin der Mühlebach-Brücke. Allerdings wurde diese 1959 ersetzt – nun aus Kosten- und Termingründen aber aus dem damals noch innovativen Stahlbeton.

    Nach dem Mittagessen ging es Richtung Visp mit Sicht auf die St-Michel Brücke und weiter zur Riti-Brücke und dem Acherstäg.

    Auf dem Fussweg linkerhand der Bahnlinie ging es nach dem Mittagessen weiter. Mit Sicht auf die 137 m lange St. Michaelsbrücke über die Vispa. Mit dem stark aufkommenden Autoverkehr vor 60 Jahren wurde die Autostrasse von Visp nach Stalden als Teil des nationalen Strassennetzes weiter ausgebaut, was diese Brücke n Form eines Sprengwerks in vorgespanntem Beton erforderlich machte. Der Ingenieur Pierre Tremblet plante sie und liess sie 1965 bauen.

    Den Abschluss der Wanderung bildeten der Besuch der Riti-Brücke und der Niwbrigga, die an der Hauptstrase bei Zer Briggu ein Brückenduett bilden.

    Die Riti-Brücke ist von 1599 und stammt vom Baumeister Hans Pinella. SIe dient heute als Fussgängerbrücke über die Vispa. Sie ist eine alte Natursteinbrücke und wurde wie die Chibrücke von 2005 bis 2008 restauriert

    Die Niwbrigga wiederum stammt von 1922 und wurde nach Plänen von Ingenieur J. Dubuis gebaut. Sie war nötig, um Strassenfahzeuge über die Vispa fürhnen zu können. Heute dient sie als Verbindung des Weilers Riti mit der Hauptstrasse. Sie gelicht im Ürbigen dem Acherstäg. Er ist eine Natursteinbrücke weiter flussaufwärts von 1915. Der Ingenieur R. Zysset hat sie entworfen. Diese war ursprünglich Bestandteil der Autostrasse von Visp nach Stalden - allerdings nur wenige Jahre. Heute dient sie als Fussgängerbrücke auf dem Weg vom Dorf in den Weiler Achersand.

    Es war eine wunderbare Wanderung, die noch viel mehr Fotos verdient hätte. Leider gingen der Autorin die Fotos vom Nachmittag aus unerklärlichen Gründen verloren... Schade – aber ein Grund mehr, diese Wanderung noch einmal zu begehen.

    25. Mai 2019