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Freitag–Samstag 27.04.2018–28.04.2018
00:00 bis 20:00 Uhr
Exkursion
Tragwerke und Architektur - Bauten von Angelo Mangiarotti
Zu Besuch bei Bauten von Angelo Mangiarotti rund um Milano
Angelo Mangiarotti (1921-2012) war Architekt und Designer. Er arbeitete mit einigen der profiliertesten italienischen Bauingenieuren seiner Zeit zusammen: Aldo Favini, Guilio Ballio, Giovanni Colombo oder Alberto Vintani. Aus diesen Kooperationen entstanden Bauten, die von einer äusserst präzisen Formgebung der tragenden Bauteile und von deren gekonnten Zusammenfügung charakterisiert sind. Er nutzte auf eindrückliche Weise die sich durch die Vorfabrikation im Spannbeton eröffnenden Möglichkeiten. Dabei bestechen die konstruktiven Lösungen für die Verbindungen, die Gestaltung der Oberflächen und die Formgebung der Bauteile wegen ihrer sorgfältigen Bearbeitung vom Gross- zum Kleinmassstab. Während der ganztägigen Reise in der Mailänder Agglomeration werden wir einige exemplarische Bauten unter der Führung von Prof. Franz Graf besichtigen und besprechen.
Die Epoche, in welcher Mangiarotti seine signifikantesten Industrie- und Wohnbauten realisierte, ist durch den grossen wirtschaftlichen Aufschwung Italiens charakterisiert. In diesem Kontext entstanden auch international vielbeachtete Bauwerke und Kunstbauten von italienischen Ingenieuren wie Sergio Musmeci, Silvano Zorzi oder Riccardo Morandi. Am Abend vor der Exkursion werden wir uns durch einen Einführungsvortrag und eine anschliessende Diskussion dieser Epoche und dieser Werke annähern.
Treffpunkt: Lugano
Kosten: 100.00.– CHF (180.– CHF für Nichtmitglieder)
Tragwerke und Architektur - Bauten von Angelo Mangiarotti rund um Milano
Die zweitägige Exkursion – geleitet von Massimo Laffranchi – war eine in vielen Belangen reichhaltige Reise! Reich an Sehenswertem, reich an gesellschaftlichem Austausch, reich an Kulinarischem und reich an baukulturellen Informationen zu Angelo Mangiarotti.
Angelo Mangiarotti (1921-2012) war Architekt und Designer. Sein Werk umfasst Produktionen in der Architektur und Innenarchitektur und beinhaltet grosse Industriegebäuden in vorgefertigter Betonbauweise, Bahnhöfe und Kirchen aber auch zahlreichen Hausratsgegenständen. Dabei prägt das vorfabrizierte Tragwerk seine Architektur. Zentrale Themen im Entwurf Mangiarottis sind die Zusammensetzung der Fertigbauteile. Im Zeitraum von 1956 bis 1979, als die industrielle Produktion in Mailand und in Italien einen gewaltigen Schub erfuhr, realisierte Mangiarotti zuerst in Zusammenarbeit mit Bruno Morassutti (1920-2008) und dann mit dem eigenen Büro zahlreiche wegweisende Bauten im Norden Italiens. Einige davon befinden sich in Wohn- oder Produktionsgebieten innerhalb der Mailänder Metropole. Mangiarotti arbeitete mit einigen der profiliertesten italienischen Bauingenieuren seiner Zeit zusammen: Aldo Favini, Guilio Ballio, Giovanni Colombo oder Alberto Vintani. Aus diesen Kooperationen entstanden Bauten, die von einer äusserst präzisen Formgebung der tragenden Bauteile und von deren gekonnten Zusammenfügung charakterisiert sind. Mangiarotti tauscht sich mit den Ingenieure, mit den Vorfabrikanten und den Ausführenden aus und verbessert so sein entwickeltes System fortlaufend.
Während der zweitägigen Reise in der Mailänder Agglomeration besichtigten wir einige dieser exemplarische Bauten. Prof. Franz Graf (USI und EPFL, Architekt, Autor der gleichnamigen Publikation und Forschungsarbeit "Angelo Mangiarotti - Die Tektonik der Zusammensetzung" (Link zum Buch: Angelo Mangiarotti - La tettonica dell'assemblaggio) ((interner Link)) führte uns dabei kompetent durch die eindrücklichen Gebäude und bot uns die Gelegenheit, die Tragkonstruktionen und die Raumstruktur zu analysieren und zu besprechen. Die noch bestehenden Bauten sind ein Fundus an Detailkonstruktionen von vorfabrizierten Tragelementen. Wir konnten viele konstruktive Aspekte aus seinen Projekten herausziehen.
Am ersten Tag besichtigten wir das Fabrikgebäude Elmag (1964) in Monza und das Fabrikgebäude Lema (1969-70) in Alzate Brianza. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Abstecher nach Como zum Palazzo Terragni (Casa del Fascio) von Architekt G. Terragni. – Die vielen Eindrücke vertieften wir während des Abendessen im Grotto Bundi, wo Massimo Laffranchi den gemütlichen Keller für uns reserviert hatte – die geschlossene Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes.
Bevor wir am Samstag wieder Richtung Norditalien reisten, trafen wir uns Im Palazzo Canavée der Accademia di architettura und hörten uns zwei fachliche Beiträge an.
Prof. Franz Graf vertiefte das Werk Mangiarottis und erläuterte die Bedeutung seines Schaffens. Dabei wurde vor allem die Haltung Mangiarottis deutlich, auch den Industriebauten – die durchaus einfacher hätten konstruiert werden können – ein wertvolles Tragwerk zu implementieren. Damit würdigt er beispielsweise die Arbeit der Belegschaft, die in den Industriehallen arbeiten.
Nachfolgend sprach Lukas Ingold, Architekt, Wiss. Assistent und Doktorand am Lehrstuhl von Prof. Dr. J. Schwartz an der ETHZ, er promoviert zum Thema "Ingenieure der Nachkriegszeit in Italien" und bettete Mangiarottis signifikantesten Industrie- und Wohnbauten gekonnt in die Epoche der Nachkriegszeit, die durch den grossen wirtschaftlichen Aufschwung Italiens charakterisiert ist.
Danach fuhren wir in Richtung Milano und besichtigten die Chiesa Parrocchiale di Nostra Signora della Misericordia in Baranzate (gebaut 1957, restauriert 2014) – ein eindrückliches Bauwerk, das angeregte Diskussionen veranlasste und uns lange im Banne hielt. Ebenso die Casa "Tre cilindri" (1959-61) und das Wohnhaus an der Via Quadronno (1962, mit Bruno Morassutti) – beide im Zentrum von in Milano.
19. Mai 2018