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Industriekultur Tessin - Ein Architekturführer

Industriekultur Tessin - Ein Architekturführer
Hrsg. Valeria Frei
Fotos von Tonatiuh Ambrosetti
ISBN 979-12-5559-016-3 (2024, italienisch, 272 Seiten)
Erhältlich bei: Edizioni Casagrande edizionicasagrande.com

Cristina Zanini empfiehlt dieses Buch: «Das Buch ist Teil der Reihe über das industrielle Erbe verschiedener Schweizer Regionen, die in den letzten Jahren von Hans-Peter Bärtschi in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK (www.gsk.ch) veröffentlicht wurden. Das Buch stellt das Resultat der mehrjährigen Forschung der Kuratorin Valeria Frei über das industrielle Erbe des Tessins dar und präsentiert sich in modernerer Form im Vergleich zu den vorherigen Publikationen. Die sieben thematischen Abschnitte reichen von Stahlwerken bis zu Hutfabriken, von Mühlen bis zu Schokoladenfabriken, von Kraftwerken bis zu den Laboren von Pharmaunternehmen, sowie von den komplexen Eisenbahnanlagen bis zu den Logistikzentren der globalisierten Welt. Es entsteht das Bild eines Kantons mit einer relativ jungen Industriegeschichte, die stark vom Bau der grossen Infrastrukturen wie Eisenbahn, Autobahn und Wasserkraftwerke geprägt ist. Diese Infrastrukturen verwandelten das Tessin innerhalb eines Jahrhunderts von einem bergigen Agrarkanton in eine «città diffusa» mit einem diversifizierten Industriesektor.

Die Bauwerke werden durch eindrucksvolle Fotografien illustriert. Neben reichlich technischem Inhalt enthält das Buch auch interessante Details und Anekdoten über die Menschen, die hinter den Projekten stehen, darunter renommierte Ingenieure wie Giovanni Lombardi, Robert Maillard und Heinz Isler. Die häufige Zusammenarbeit mit bekannten Architekten unterstreicht, dass die Ingenieurbaukunst in der Schweiz oft das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Ingenieurwesen und Architektur ist, auch im industriellen Bereich.

Beim Durchblättern ergibt man sich auf eine Reise durch Orte und Zeiten. Besonders beeindruckt die Tatsache, dass die Tessiner Gesellschaft nicht in der Lage war, viele bedeutende Gebäude zu bewahren, wie zum Beispiel die Tannini-Fabrik von Robert Maillard in Melano, die abgebrochen wurde. Dies wirft die Frage auf, warum einige Gebäude resilienter sind als andere und auch viele Jahre nach ihrer Errichtung fast unverändert genutzt werden. So wird etwa die Hemdenfabrik Realini in Stabio, an die sich viele ältere Frauen aus dem Mendrisiotto erinnern, weil sie dort als Mädchen gearbeitet haben, heute als Sitz von Consitex genutzt. Auch die Lagerhallen von Punto Franco in Chiasso, die noch heute in Gebrauch sind, dienen nun als Sitz des Archivio del Moderno der Università della Svizzera italiana (Link siehe GV 2018 GfI). Diese Erkenntnisse achen die Publikation zu einer lesenswerten Literatur.»